Ikonographie ist eine spirituelle Kunst, die in Jahrhunderten gewachsen und geformt wurde. Ich habe die Begegnung mit dieser geistlichen Technik im Ikonographie-Kurs unter Anleitung von Maria Theresia von Fürstenberg gewagt. Hier schreibe ich über 5 Tage eintauchen in die Stille, das erleben der Gebetszeiten der Benediktinerinnen auf Burg Dinklage und die Führung durch eine erfahrene Ikonographin .
Ikonen-Schreiben mit Beginner-Geist
Im temporär eingerichteten Atelier auf Burg Dinklage , erwarten die 14 Teilnehmenden vorbereitete Arbeitstische. Mein Drang mir einen Platz am Fenster auszusuchen, wird direkt gebremst. Die Tische sind namentlich und sortiert nach Erfahrungsfortschritt zugeordnet. Ich lande in der „ersten Klasse“ ganz vorne. Die erste Ikone, die ich schreiben werde, ist die Gottesmutter Maria.
Das Erlernen der spirituellen Kunst des Ikonenschreibens folgt einem festen Plan. Die grundlegenden Techniken lernen die SchülerInnen an 5 Ikonen in dieser vorgegebenen Reihenfolge: Gottesmutter, Christus, Johannes d.T., Antonius d. Wüstenvater und Erzengel Michael.
Daher liegt auf meinem Platz eine Vorlage der Gottesmutter Maria, ein bereits vorbereitetes Holzbrett mit Kreidegrund, Döschen mit Farbpigmenten, ein Pinsel, eine Mischpalette und ein „Fahrplan“.
Außerdem habe ich noch eine ganze Kiste Material mitgebracht, bis hin zur Lampe.

Ikonenschreiben beginnt mit einem Gebet
Ikonographie ist ein geistlicher Weg. Daher beginnt die Arbeit an der Ikone mit einem Gebet.
Als Lerngruppe sind wir zu Gast in der Abtei Burg Dinklage. Wir nehmen an den Gebetszeiten der Schwestern teil und arbeiten und essen im Schweigen. So können wir ganz eintauchen in die Botschaft der Ikonen, an denen wir arbeiten.
Einmal am Tag tauschen wir uns in der Gruppe beim Kaffee aus und natürlich immer wieder mit unserer Lehrerin Maria Theresia von Fürstenberg.

Wie kommt die Ikone auf die Malunterlage?
Zuerst gilt es die Regeln zu lernen. Jeder Schritt wird den Einzelnen von unserer Lehrerin erklärt.
Das fordert meine Geduld. Ich kann erst weiter machen, wenn sie mir gezeigt hat, was ich tun soll. Das tut sie, wenn ich wieder an der Reihe bin.
Manchmal mache ich Fehler. Ich lerne, das ist nicht schlimm, Maria Theresia rettet es.
Schritt für Schritt entsteht so die Ikone in einer traditionellen Technik, der griechischen Ikonographie.

Die Ateliergemeinschaft trägt
Unsere Ateliergemeinschaft auf Zeit im Saal der Burg Dinklage besteht aus 14 Teilnehmenden und unserer Lehrerin Maria Theresia von Fürstenberg. Der Übungsstand ist sehr unterschiedlich. Eine Teilnehmerin erzählt, das sie seit 14 Jahren Ikonen schreibt. Gott sei dank gibt es noch Almut, die genauso wie ich zum ersten Mal dabei ist. Die erste Ikone, ist die der Gottesmutter, in die wir eintauchen dürfen. Almut sitzt hinter mir. Wir arbeiten im Schweigen, aber manchmal machen wir uns leise gegenseitig Mut.
In dieser Gemeinschaft still an meiner Aufgabe zu arbeiten ist etwas Besonderes. Immer wieder geht mal jemand mit einem aufmunternden Blick oder einem geflüsterten Tipp vorbei.
In den Wartezeiten, in der die Farbe trocknen musste, oder ich warten durfte, das ich den nächsten Schritt erklärt bekomme, habe ich den Geübteren über die Schulter geschaut, in den Bücher geblättert und manchmal bin ich mit meinem Tee nach draußen in die Sonne geflüchtet.
Es gab Momente, da habe ich gedacht, ich kann das nicht. Oder: jetzt habe ich das Gesicht endgültig entstellt. Zwischendurch sah meine Gottesmutter aus, als hätte sie mit einer Gesichtsmaske experimentiert. Tatsächlich war es manchmal richtig und manchmal eben nicht. So trägt meine Ikone auch die Pinselstriche der Lehrerin, die fast Alles retten kann.

Eitempera und andere überraschende Materialien
Vor meiner Kursanmeldung habe ich ein bisschen über Ikonographie gelesen und mich entschieden, mich auf diesen traditionellen Weg einzulassen.
Als es dann darum ging, Eigelb mit Essig zu vermischen um es als Bindemittel für die Farbpigmente zu nutzen, musste ich dann doch schlucken. Seit vielen Jahren lebe ich vegetarisch und zu einem hohen Prozentsatz vegan.
Und es ging weiter mit den tierischen Produkten vom Hasenleim für den Kreidegrund der Malunterlage, hin zu Ochsengalle und Schellack.
Ich habe tief durchgeatmet und mich auf die Materialien eingelassen.

Ikonen schreiben als geistlicher Weg
Eine Ikone ist ein in ein Bild gefasstes Gebet. Ihre Botschaft öffnet eine Tür zum Göttlichen.
Für Anfängerinnen wie mich ist es ein Lernprozess, nicht meine künstlerischen Anwandlungen in die Ikone zu legen, sondern mich an die Vorlage und Regeln zu halten.
Besonders die Art und Weise wie das Licht gemalt wird, hat mich berührt. Das Licht leuchtet von der gemalten Gottesmutter heraus. Die Maltechnik beginnt mit den Schattenfarben und es wird dann immer heller. Das heißt, nicht das äußere Licht fällt auf die Ikone, sondern das Licht strahlt quasi aus der Darstellung heraus.
In einem Text über Ikonen heißt es (ich weiß leider nicht mehr wer das formuliert hat):
„Es geht nicht darum, seine eigene Wahrheit auszudrücken, sondern die Wahrheit Gottes“

Jetzt muss diese Erfahrung erst einmal wirken. Vermutlich höre ich nicht auf, denn nach den neuen Terminen habe ich schon geschaut.
Diesen Blog schreibt Mangala von Yoga Vidya Münster.
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Liebe Mangala, bisher hatte ich noch nie vom Ikonenschreiben gehört. Dein Artikel hat mich wirklich neugierig gemacht. Es klingt, als sei das sehr kontemplativ. Herzlichen Dank fürs Teilen deiner Erfahrung!
Liebe Birgit, danke für deinen Kommentar. Ja, Ikonen schreiben ist sehr kontemplativ und hat mich tief berührt. Liebe Grüße von Mangala
Liebe Mangala,
toll wie du diesen Blog geschrieben hast!!! Ich staune! Du hast viel mitgenommen für einen ersten Kurs und den Sinn für´s Eigentliche!
Das freut mich! Danke!
Liebe Resy, danke für deinen Kommentar. Es bedeutet mir viel, das dir mein Beitrag gefällt. Liebe Grüße aus Münster
Liebe Mangala, das war sicher eine interessante Zeit.
Ich denke, man kann eine Menge über sich lernen, wenn es nicht um die eigene Selbstverwirklichung geht. Sich an die Regeln halten und immer wieder abwarten, da darf man Geduld üben, denke ich. Dein Bild strahlt wirklich von innen.
Liebe Eva, danke, das du meine Beitrag gelesen und kommentiert hast. Alles Liebe von Mangala aus Münster
Liebe Mangala
Danke dass ich teilhaben durfte an dieser wunderbaren Erfahrung, die du so eindrücklich beschrieben hast. Toll, dass es das gibt.
Liebe Angelika, danke das du dir die Zeit genommen hast den Beitrag zu lesen und zu kommentieren. Liebe Grüße